Viele Wege führen in die Zukunft

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Marvin hat ein Midi-Keyboard in der Hand

Hallo Leute!
Viele von euch, die noch zur Schule gehen, wissen wahrscheinlich noch nicht, was sie später einmal beruflich machen wollen. Was will ich später mal werden? Woran habe ich Spaß? Ist das überhaupt was für mich? Diese Fragen hat sich jeder von euch bestimmt schon mal gestellt. Immerhin gibt es heutzutage so viele Möglichkeiten und so viele verschiedene Wege, die man einschlagen kann. Deswegen wollte ich euch heute ein wenig über meinen Weg zur Ausbildung erzählen.

Schon als Kind zog mich alles rund um Technik an. Vor allem Videospiele interessierten mich schon immer, sei es auf dem PC oder auf der Konsole. Noch heute will meine Faszination für alles rund um Games kein Ende nehmen. Deswegen wollte ich früher immer Programmierer werden und meine eigenen Videospiele entwickeln. Aber Programmieren lag mir nie so wirklich. Das Einzige, was ich programmieren konnte, waren Webseiten oder einfache Dinge wie einen Taschenrechner. Immer wenn ich etwas Komplizierteres programmieren wollte, mussten meine Freunde mir dabei helfen – beziehungsweise, sie haben einfach gleich den kompletten Code selbst geschrieben. Ich habe den ganzen Kram einfach nie verstanden. 

Später entdeckte ich zufällig eine Online-Plattform namens Scratch. Mit Scratch konnte man verschiedene Sachen sehr einfach mit verschiedenen Code-Blöcken programmieren. Quasi wie Lego. Das habe sogar ich hinbekommen und fing an, mit dem Tool kleine Spiele zu bauen. Mit dem Programm kam auch ein sehr einfaches, limitiertes Design-Tool für eigene Grafiken. Ich frage mich bis heute, wie ich damit gescheit arbeiten konnte, aber der extrem limitierte Funktionsumfang des Tools war damals für einen Anfänger wie mich ideal. Ich lernte Grafiken, Logos und Illustrationen für meine Spiele mit dem Design-Tool zu erstellen. 

Mit der Zeit merkte ich, dass mir das Erstellen der Grafiken eigentlich viel mehr Spaß machte, als mit den Blöcken den Code zu programmieren. Ich fing an, Logos und Designs für mich und andere Leute zu erstellen und wurde besser darin. Mit der Zeit nervte mich der limitierte Funktionsumfang des Design-Tools von Scratch. Also fing ich an, den Umgang mit Adobe Illustrator (ein professionelles Design-Programm) zu lernen. Mit Illustrator machte ich mich relativ schnell vertraut. Einige Funktionen kannte ich ja schon. Ebenfalls eignete ich mir die Grundkenntnisse in Photoshop an und erweiterte meine Kenntnisse in After Effects – Bildbearbeitung habe ich früher schon in GIMP gemacht und After Effects kannte ich ebenfalls noch aus der Zeit, in der ich versucht habe, erste Animationen zu erstellen.
Obwohl After Effects ein sehr mächtiges und umfangreiches Programm zum Erstellen von Effekten und Animationen ist, hat mir die Arbeit damit echt viel Spaß gemacht. Ich habe gelernt, alle möglichen Dinge zu animieren und diese zu kombinieren, um verschiedenste Dinge visualisieren zu können. So wurde zu dieser Zeit vor allem die Animation zu meiner großen Leidenschaft.

Später fand ich durch mein Portfolio auf Behance meinen ersten Job in der Medienbranche, als mich der Geschäftsführer einer Werbeagentur in Hamburg kontaktierte. Wir trafen uns daraufhin ein paar Tage später in seiner Agentur auf einen Kaffee, und redeten über Design, Animation, die Agentur und so weiter. Nach dem Gespräch blieben wir weiterhin in Kontakt. Ein paar Wochen später meldete er sich bei mir mit einem Auftrag: Ich sollte in After Effects ein Video mit animierten Texten erstellen. Die nächsten Tage verbrachte ich nach der Schule in der Agentur, um daran zu arbeiten. Aus einem Auftrag wurden mehrere, und es dauerte nicht lang, bis er mich fest einstellte. Ich verbrachte meine Nachmittage immer öfter in der Agentur und arbeitete an verschiedenen Projekten mit. Mir machte der Job wahnsinnig viel Spaß – vor allem half er mir dabei, in einer stressigen Zeit wieder neuen Antrieb zu finden und mich auf das zu konzentrieren, was mir im Leben Spaß machte.

Zu dem Zeitpunkt, in dem ich in der Agentur arbeitete, besuchte ich noch die 11. Klasse des Gymnasiums, war aber schon längere Zeit wahnsinnig unglücklich mit der Schule. Teilweise bin ich lieber in die Agentur gefahren, um zu arbeiten, wenn ich ein Fach hatte, das ich nicht mochte, oder habe es gleich sein lassen, überhaupt in der Schule zu erscheinen. Wenn ich heute daran zurückdenke, weiß ich, dass es nicht richtig war, einfach zu fehlen und stattdessen zu arbeiten. Doch ich merkte dadurch, dass mir meine Arbeit viel mehr Spaß machte und ich viel mehr Freude daran hatte, Grafiken zu erstellen und zu animieren, als im Mathe-Unterricht zu sitzen und gelangweilt zuzuschauen, wie der Lehrer irgendwelche Formeln erklärt, die ich sowieso nicht verstehe.

Am Ende des Schuljahres habe ich mich also dazu entschlossen, die Schule abzubrechen und habe das Gymnasium mit meiner mittleren Reife verlassen. Danach habe ich weiterhin als Aushilfskraft in der Agentur gearbeitet. Ab Dezember sollte ich in der Agentur sogar anfangen in Vollzeit zu arbeiten. Darauf freute ich mich natürlich sehr, aber es gab an der ganzen Sache trotzdem einen Haken. Ich arbeitete in der Agentur ohne eine Ausbildung oder einen Abschluss im Bereich Design zu haben. Für den Moment war das zwar genug, auf lange Sicht gesehen würde es aber nicht reichen. Daher entschloss ich mich dazu, eine Ausbildung zum Mediengestalter zu machen, denn mir war schon länger klar, dass ich genau diesen Beruf später machen will.

Durch meine damalige Beziehung, die mittlerweile aber gescheitert ist, hat es mich dann von Hamburg nach Kaiserslautern gezogen. Dort habe ich mich bei verschiedenen Firmen beworben – eine lud mich zum Bewerbungsgespräch ein. Die Agentur hatte Interesse, mich auszubilden und bot mir einen Vertrag für ein zweimonatiges Probepraktikum an. Ich kündigte daraufhin meinen Aushilfsjob bei der Agentur in Hamburg, trat von meinem Arbeitsvertrag für die Vollzeitstelle zurück und zog gegen Ende des Jahres nach Kaiserslautern. Es war eine schwere Entscheidung, doch ich tat es trotzdem. 

Als ich dann anfing, in der Agentur zu arbeiten, lief es nicht so gut. Schon nach ein paar Tagen fühlte ich mich dort nicht wirklich wohl. Die Arbeit an sich machte mir zwar Spaß, aber mit dem Team wurde ich nicht warm. Man wurde dort leider nicht ernst genommen und nur als der “Praktikant” gesehen. Als mein Praktikum vorbei war, wurde ich nicht für eine Ausbildung übernommen. Es klappt nun mal nicht alles direkt beim ersten Versuch.

Gebt also nicht auf, nur weil ihr in einem Unternehmen schlechte Erfahrungen gemacht habt. Probiert es vielleicht nochmal woanders. Denn es liegt nicht immer nur am Beruf an sich, sondern auch das Unternehmen kann einen großen Unterschied machen. Ich entschloss mich nach meinem Praktikum dazu, mich weiter umzuschauen und bewarb mich bei verschiedenen Firmen um einen Ausbildungsplatz. Unter anderem bewarb ich mich auch bei der SAITOW AG und wurde dort zum Bewerbertag eingeladen. Alle Leute, mit denen ich am Bewerbertag zu tun hatte, waren sehr nett und ich fühlte mich direkt wohl.

Schon an diesem Tag hoffte ich, dass ich hier meine Ausbildung beginnen kann. Tatsächlich kam ich nach meinem Bewerbungsgespräch ins engere Auswahlverfahren und wurde zu einem Schnuppertag eingeladen. Dort lernte ich die verschiedenen Abteilungen in der Firma kennen. Ebenfalls lud mich die Firma zum Essen in unserem firmeneigenen Bistro ein. Umso mehr freute ich mich, dass ich den Ausbildungsplatz dann am Ende auch bekommen habe. Ich unterschrieb meinen Ausbildungsvertrag und fing letztes Jahr im August dann schließlich meine Ausbildung bei der SAITOW AG an.

Nun arbeite ich seit über einem Jahr dort und bin mittlerweile im zweiten Lehrjahr. Der Job macht mir wirklich viel Spaß und ich bin von tollen, netten Kollegen umgeben, die mich auf meinem Weg unterstützen.

Ab und zu denke ich darüber nach, ob ich in der Vergangenheit auch die richtigen Entscheidungen für mich und meine Zukunft getroffen habe – und frage mich, ob es zum Beispiel richtig war, die Schule abzubrechen. Oder nach Kaiserslautern zu ziehen. Was mir heute am meisten fehlt, sind meine alten Freunde aus Hamburg, meine Familie und das Heimatgefühl. Auf der anderen Seite hat mir der Umzug nach Kaiserslautern viele neue Türen geöffnet – seien es neue Freundschaften oder neue Chancen, mich weiterzuentwickeln – wie zum Beispiel durch meine Ausbildung. Und auch, wenn in den
letzten Jahren nicht alles richtig gelaufen ist, versuche ich nicht zu viel über den „Butterfly Effect“ nachzudenken (der übrigens sehr interessant ist!), sondern bin froh darüber, was ich heute erreicht habe, und dass ich meine Chancen genutzt habe. Persönlich finde ich es besser, etwas zu tun und es dann zu bereuen, als zu bereuen, etwas nicht getan zu haben. Denn darüber ärgert man sich am Ende viel mehr.

Was ich aber zu keiner Sekunde bereut habe: Mediengestalter zu werden. Ich bin froh darüber, einen Beruf gefunden zu haben, der so abwechslungsreich, vielfältig und kreativ ist. Und jedem von euch, der eine kreative Ader hat und gerne sein eigenes Ding macht, kann ich es nur absolut empfehlen, durchzustarten und eine Ausbildung zum Mediengestalter zu beginnen! 

Bis zu nächsten Mal und bleibt gesund!
Euer Marvin.